Diät oder Ernährungsumstellung
Ich war noch nie ein Fan von Diäten, habe vielleicht 2x in meinem Leben eine gemacht (vor mehr als 25 Jahren). Allerdings habe ich, immer im Abstand von mehreren Jahren, meine komplette Ernährung dauerhaft umgestellt. Von der Allesesserin wurde ich mit 26 Jahren zur Vegetarierin. Damals voll davon überzeugt weiß ich heute, dass der damit verbundene höhere Konsum von Getreide und Milcherzeugnissen auch nicht das Gelbe vom Ei war.
Als Resultat davon litt ich zunehmend unter starken Rückenschmerzen, die mir kein Arzt erklären konnte (oder wollte) und bekam immer öfter Magenbeschwerden und Durchfälle. Meine Gelenke waren übersäuert von zuviel Brot, Veggieburgern und anderen Getreidegerichten. Hinzu kam eine Empfindlichkeit gegenüber Lactose, denn mein Hauptgetränk war Milch und damit eindeutig zuviel des Guten.
Ich wurde wieder gesund, beinahe über Nacht. Aber erst 15 Jahre später, als ich zur Veganerin ohne Getreide und reinen Rohköstlerin wurde. In dieser Zeit lebte ich das erste Mal ohne zugesetzten Zucker, aß dafür aber immer noch zuviele Trockenfrüchte, was wiederum meinen Zähnen nicht gut bekam.
Gewichtsverlust dank veganer Ernährungsweise
Trotzdem nahm ich 15 Kg ab, befreite meinen Körper von alten Schlacken, fastete 2x im Jahr für 14 Tage, war fit und fühlte mich wohl. Gleichzeitig aber wurde ich hager und ruhelos. Ich wusste oft nicht wohin mit meiner Energie. Ich powerte den ganzen Tag und das wiederum stresste mich enorm. So sehr, dass ich aus Verzweiflung wieder zu alten Gewohnheiten griff. Ich fing wieder an, gedämpfte und gebackene Kartoffeln zu essen. Öfter mal ein Keks oder Pudding, ein Stück Schoki. Sogar zu Käse, Würstchen und Räucherfisch griff ich wieder.
Diese Lebensmittel enthielten vermutlich etwas, wonach mein Körper verlangte. Komplett vegan und rohköstlich war es dann wohl auch nicht für mich. Auf jeden Fall kam ich langsam wieder “runter”. Das tat gut, aber so richtig zufrieden war ich damit nicht. Es war also Zeit, die Ernährung abermals zu überdenken und ich fragte mich, wie das eigentlich zu meiner Jugendzeit war…
Wie war das eigentlich früher?
Ich erinnere mich an meine Kindheit, als ich alle 2 Tage mit der Milchkanne beim Bauern frisch gemolkene Milch holte. Die war oft noch warm, da ich meistens zur Melkzeit kam. Aus dieser Rohmilch konnte man noch Dickmilch machen. Der Bauer hatte gerade mal 20 Kühe, die im Sommer auf die Weide kamen und im Winter Heu fraßen. Er war überhaupt unsere Haupteinkaufsquelle. Hier bekamen wir unser Gemüse und fürs Wochenende ein Stück Fleisch oder mal einen Schinken. Am Schlachttag gab es frisch gebrühte Fleischwurst. Unser Obst, hauptsächlich Äpfel, Birnen und Zwetschgen, sammelten wir auf seinen Streuobstwiesen. Der Bauer hatte nichts dagegen. Es war genug für alle da.
Für unsere Vorratshaltung wurde fleißig eingeweckt, eingesalzen, getrocknet und fermentiert. Und alles kam aus der Region und entsprechend der Jahreszeit. Es gab auch Bananen und Apfelsinen zu kaufen. Doch beides war noch recht teuer und für uns nur selten erschwinglich. Heute fällt mir auf, das es damals kaum dicke Menschen gab. In meiner Schulklasse waren wir 43 ! Kinder und tatsächlich waren nur 2 davon dick.
Abwechslungsreich und gesund
Wir ernährten uns also abwechslungsreich. Mit viel Gemüse und Obst, Getreide und Milchprodukte in Maßen, wenig Fleisch und Wurst und nur hin und wieder mal eine Süßigkeit. Pizza, Pasta und Fastfood gab es – jedenfalls bei uns auf dem Land – noch nicht. Gelegentlich aßen wir Nudeln, aber nur als Suppeneinlage oder mal als Beilage, aber niemals als Hauptgericht, wie es heute oft der Fall ist.
Moderate Mengen
Die Mengen waren ausreichend für geistige und körperliche Leistung, gute Zähne und eine schlanke Figur. Zuviel des Guten gab es ausschließlich an Festtagen wie Weihnachten oder Ostern. Und selbst an diesen Tagen wurden zwischen den Mahlzeiten lange Spaziergänge unternommen, spielte man Federball oder Fußball oder legte zu Kassettenmusik ein Tänzchen auf den Wohnzimmerteppich.
Unsere Ernährung heute
Wolfgang und ich, wir haben viele Ernährungsweisen im Laufe unseres Lebens durchlebt. Nicht zuletzt auch durch unsere Kinder, denen wir ein Vorbild sein wollten. Vegetarisch essen gegen Herzinfarkt und Fleischskandale. Vegan essen für eine bessere Welt. Wir waren motiviert und konnten uns sogar von dem einen oder anderen Leiden befreien. Doch auf Dauer – und damit meine ich über mehrere Jahre – brachten die Ernährungsumstellungen so manchen Mangel und die eine oder andere Sehnsucht mit. Sie waren in ihrer Vielfalt trotzdem oftmals zu einseitig und hielten zudem an Dogmen fest.
Vor einigen Jahren haben wir einen Weg eingeschlagen, der im Grunde alle Ernährungsweisen beinhaltet. Am ehesten könnte man uns jedoch als Flexitarier bezeichnen.
Flexitarier: Person, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, aber auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nimmt (Quelle: www.duden.de)
Bio und extensive Tierhaltung
Achtsamkeit steht bei uns ganz oben. Achtsamkeit gegenüber uns, unserem Körper und unserer Seele. Achtsamkeit gegenüber der Anbaumethoden von Getreide, Gemüse und Obst (regional, saisonal, bio). Wir haben wieder einen Garten und gärtnern nach dem Prinzip der Permakultur. Wenn gelegentlich Fleisch auf unseren Teller kommt, legen wir besonderes Augenmerk darauf, dass das Tier dafür aus extensiver Haltung stammt (regional, direkt vom Bauern, bio). Dazu zählt auch, dass der landwirtschaftliche Betrieb die Philosophie der kuhgebundenen Kälberaufzucht vertritt. So einen Beitrieb haben wir erfreulicherweise in direkter Nachbarschaft.
Zuckerfrei!
Einen weiteren Schritt in die – für uns – richtige Richtung gehen wir seit 1. Januar 2020. Wir haben jegliche Lebens- und Nahrungsmittel, denen bei der Herstellung Zucker oder andere Süßungsmittel zugesetzt wurden, aus unserer Ernährung gestrichen. Dieses Zuckertabu greift sowohl bei uns zuhause als auch bei auswärtigen Einladungen. Dazu zählen natürlich auch Honig, die verschiedenen natürlichen, aber hoch konzentrierten Sirups und Zuckerersatzstoffe wie z.B. Stevia. Sehr süße Früchte wie Ananas, Mango und Bananen gibt es nur noch in kleinen Mengen (sozusagen löffelweise als Soßenzutat für Salate oder im Frühstück).